Bericht des Weltklimarats
Deutscher Experte: 45 Prozent weniger CO2 reichen nicht mehr
Braunkohlekraftwerke und ein Ballon mit der Aufschrift “Es gibt keinen Planet B.”: Der Weltklimarat drängt zu raschem Handeln für ein 1,5-Grad-Ziel. (Quelle: Ina Fassbender/dpa)
Zwei Monate vor einem UN-Klimagipfel warnen Forscher eindringlich davor, was schon bei einer Erwärmung um 1,5 Grad Celsius passieren kann. Ein deutscher Experte sagt, dass die volle Dramatik gar nicht deutlich wird.

Der Weltklimarat IPCC hat ein entschlossenes Handeln angemahnt, um die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad zu begrenzen. Notwendig seien “schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen”, heißt es in einem Sonderbericht des IPCC, der am Montag veröffentlicht wurde. Sollte das 1,5-Grad-Ziel verfehlt werden, drohen den Wissenschaftlern zufolge dramatische Folgen für das Leben auf der Erde.
Lage spitzt sich mit jedem Jahr zu
In dem Bericht sprechen die 91 Autoren aus 40 der beteiligten 195 Staaten davon, dass der Ausstoß etwa von Kohlendioxid (CO2) bis 2030 um 45 Prozent gegenüber dem Wert von 2010 gesenkt werden müsste, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Doch dieser Wert täuscht die Öffentlichkeit, es ist inzwischen noch dramatischer, warnt Stefan Rahmstorf, Leiter des Bereichs Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Stefan Rahmstorf ist Ozeanologe und Professor am Potsdam Institut für Klimaforschung. Von 2010 bis 2015 hat sich die Bedrohung für das Klima weiter zugespitzt, sagt er. (Quelle: imago)
Gegenüber 2015, dem Jahr der jüngsten verlässlichen Daten, müsste der Wert inzwischen sogar um 58 Prozent gesenkt werden, schreibt der renommierte Experte auf Twitter. Das zeige, “wie schnell sich unsere Situation mit jedem Jahr verschlechtert, das ohne entschlossene Maßnahmen vergeht”, so Rahmstorf. Es sei “überlebenswichtig”, rasch zu handeln.
In ihrer Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger gehen die 91 Autoren aus 40 der beteiligten 195 Staaten davon aus, dass bereits heute eine Erwärmung von etwa einem Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu verzeichnen ist – mit erheblichen Folgen wie häufigerem Extremwetter, steigendem Meeresspiegel und dem Verschwinden arktischen Meereises.

“Eine der Kernaussagen des Berichts ist: Wir sehen derzeit bereits die Konsequenzen von einem Grad Erderwärmung wie mehr Extremwetter, steigende Meeresspiegel, schwindendes arktisches Meereis und andere Veränderungen”, sagte der Co-Vorsitzende einer IPCC-Arbeitsgruppe Panmao Zhai.
Während jedoch früher davon ausgegangen wurde, dass bei einer Erwärmung um zwei Grad die Folgen der Erderwärmung noch halbwegs kontrollierbar sein dürften, äußern die Wissenschaftler daran nun deutliche Zweifel und drängen daher auf entschiedeneres Handeln.

“Jede weitere Erwärmung, besonders über 1,5 Grad hinaus, vergrößert die Gefahr langanhaltender oder nicht mehr umkehrbarer Veränderungen wie etwa dem Verlust von Öko-Systemen”, erklärte dazu der Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe II des IPCC, der Kieler Klimaforscher Hans-Otto Pörtner. Dem Bericht zufolge könnte die 1,5-Grad-Marke bereits 2030 erreicht werden. “Die kommenden Jahre sind vermutlich die wichtigsten in der Menschheitsgeschichte”, warnte die IPCC-Wissenschaftlerin Debra Roberts.
Der Weltklimarat wurde damit beauftragt, den Sonderbericht zum 1,5-Grad-Ziel zu erstellen. Er analysierte daraufhin über 6.000 Studien. Die Zusammenfassung des neuen Berichts wurde in der vergangenen Woche mit Vertretern von 195 Staaten abgestimmt, sodass diese nun ein politisches Gewicht hat. Die Daten sind auch Grundlage für die Weltklimakonferenz im Dezember im polnischen Kattowitz. (t.online/AFP/dpa//)
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