StudieBundesländer im Osten für Asylbewerber zehnmal gefährlicher
24. Februar 2019

Ein Bus mit Geflüchteten trifft 2015 in der Notunterkunft in einem ehemaligen Baumarkt in Heidenau ein. Anschließend kam es zur rechtsextremen Exzessen. (Picture Alliance / dpa / Arno Burgi)
Ostdeutschland ist für Asylsuchende deutlich gefährlicher als Westdeutschland.
Laut einer Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim ist das Risiko für Asylbewerber, Opfer eines Hassverbrechens zu werden, in den ostdeutschen Bundesländern zehn Mal so hoch wie im Westen.
Den Forschern zufolge gilt dabei grundsätzlich, dass die Anzahl der Zuwanderer dafür nicht entscheidend ist. Entscheidend sei vielmehr, wie viel Erfahrungen die Einheimischen in der Vergangenheit mit Zuwanderern gesammelt hätten.
Auch die wirtschaftlichen Bedingungen vor Ort spielen laut Co-Autor Martin Lange nur eine untergeordnete Rolle. Demnach haben Hassverbrechen gegen Ausländer „in erster Linie keine wirtschaftlichen Motive“.

Fremdenfeindliche Tendenzen ließen sich deshalb nicht mit Wirtschaftsförderung, höheren Löhnen und neuen Wohnungen bekämpfen, so Lange. Wichtiger sei es, in Regionen mit begrenzter Migrationserfahrung das Bewusstsein und das Mitgefühl der Einheimischen zu stärken.
„Fremdenfeindliche Sichtweisen verfestigen sich“
Die Autoren der Studie legen auch nahe, dass Hassverbrechen eher in Regionen begangen würden, in denen es vergleichbare Straftaten schon früher gegeben habe und in denen „fremdenfeindliche Sichtweisen verfestigt zu sein scheinen“. Dort reichten schon wenige Asylsuchende aus, um Hasskriminalität verstärkt hervorzurufen.

Unter Hasskriminalität im Sinne der Studie werden politisch motivierte Taten wie Volksverhetzung, Hakenkreuz-Schmierereien, körperliche Angriffe und Brandanschläge verstanden.
Für ihre Untersuchung hatten die Mannheimer Forscher 1.155 Vorfälle aus den Jahren 2013 bis 2015 betrachtet. Damals war die Zahl der Angriffe pro 100.000 Einwohner mit 9,76 in der Region Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am höchsten, gefolgt vom brandenburgischen Landkreis Uckermark und vom Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Laut Studie gab es in diesem Zeitraum bundesweit 118 Kreise, in denen kein einziger Übergriff auf Asylsuchende gemeldet wurde. Von diesen 118 Kreisen liegen nur 4 in den östlichen Bundesländern.(dlf)
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